Ukraine aktuell: Selenskyj prangert “Unmenschen” an

Mit Blick auf die wenigen verbleibenen Tage in diesem Jahr hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bevölkerung seines Landes vor weiteren russischen Angriffen gewarnt. “Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Feind versuchen wird, diese Zeit für uns dunkel und schwierig zu machen”, sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Russland habe in diesem Jahr alles verloren, was es verlieren konnte. “Aber es versucht, seine Verluste mit der List seiner Propagandisten, nach den Raketenangriffen auf unser Land, auf unseren Energiesektor, auszugleichen.”

“Ich weiß, dass die Dunkelheit uns nicht daran hindern wird, die Besatzer zu ihren neuen Niederlagen zu führen”, betonte der Staatschef. “Aber wir müssen auf jedes Szenario vorbereitet sein.”

Ukraine-Krieg - Cherson

Raketeneinschlag im Stadtzentrum von Cherson am 24. Dezember

Als “Unmenschen” bezeichnete Selenskyj die Verantwortlichen für den Angriff auf die südukrainische Stadt Cherson am Samstag. Dabei waren nach offizellen Angaben mindestens 16 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. “Wir werden jeden Mörder finden”, versicherte der Präsident.

Kiew: Russischer Stab getroffen

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung bei einem Angriff in der Region Cherson eine russische Kommandostelle außer Gefecht gesetzt. Der Stab in der Ortschaft Sabaryne sei während einer Offiziersbesprechung angegriffen worden, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee in Kiew mit. Dabei seien mindestens 70 Soldaten verwundet worden, die Zahl der Toten stehe nicht fest.

Heftige Gefechte um Bachmut 

Im Osten der Ukraine gibt es weiterhin schwere Kämpfe um die Stadt Bachmut. Dabei seien den Angreifern “systematische schwere Verluste” zugefügt worden, sagte ein Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost. Allein seit Samstag seien mindestens 50 russische Soldaten getötet und weitere 80 verwundet worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Bachmut gilt als sogenannter Eckpfeiler der Front im Osten. Ein Durchbruch an dieser Stelle würde den russischen Truppen ein Vordringen tief ins Hinterland der ukrainischen Linien ermöglichen.

Ukraine-Krieg - Bachmut

Bachmut wurde von den Verteidigern zur Festung ausgebaut

Nach den Worten des Verwaltungschefs der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, scheiterten neben den regulären russischen Truppen auch Söldner der “Wagner”-Truppe sowie tschetschenische Kämpfer mit ihren Angriffen auf Bachmut. “Sie wollen dem Bunker-Opa zeigen, was sie können”, erklärte Hajdaj in Anspielung auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. “Bisher aber verlieren sie nur tausende Soldaten, die für immer dort liegen bleiben.”

Medwedew vertraut auf Atomwaffen

Nur Russlands Atommacht hält nach Ansicht des früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew den Westen von einer Kriegserklärung gegen Russland ab. “Das Einzige, was unsere Feinde heute aufhält, ist die Einsicht, dass Russland sich von den Grundsätzen der staatlichen Politik (…) der nuklearen Abschreckung leiten lassen wird. Und im Falle einer realen Bedrohung wird es danach handeln”, schreibt Medwedew in einem ausführlichen Artikel im russischen Amtsblatt “Rossijskaja”. Der Westen schwanke zwischen dem “brennenden Wunsch, Russland so weit wie möglich zu demütigen, zu beleidigen, zu zerstückeln und zu vernichten, und dem Wunsch, eine nukleare Apokalypse zu vermeiden”, meinte er.

Deutsche Welle Interview mit Dmitri Medwedew

Dmitri Medwedew (in einem DW-Interview im Jahr 2021)

Laut Experten verfügt Russland mit fast 6000 Sprengköpfen über das größte Atomwaffenarsenal der Welt. Medwedew gilt als enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin und ist derzeit Vizevorsitzender des nationalen Sicherheitsrats.

wa/pgr (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.