Syrien: Tödlicher Angriff bei Hisbollah-Stützpunkt

Bei einer Explosion in der Nähe eines von Iran-treuen Milizen besetzten Gebäudes im Osten Syriens sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mindestens sieben Menschen getötet worden. Mindestens 15 weitere wurden bei der Detonation in Dair al-Saur verletzt, wie die in London ansässige oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Es seien Drohnen zu hören gewesen.

Drei der Todesopfer waren der Beobachtungsstelle zufolge afghanische Staatsbürger. Ob es sich um Zivilisten oder Mitglieder der Milizen handelte, ist bislang unklar. Die Explosion habe sich möglicherweise nahe einer Fabrik ereignet, in der die Milizen Kurzstreckenraketen herstellten, hieß es weiter.

Die Großstadt Dair al-Saur befindet sich im von der syrischen Regierung kontrollierten Teil des Landes. Die vom Strom Euphrat geteilte gleichnamige Provinz an der Grenze zum Irak, in der iranische oder mit dem Regime in Teheran verbündete Gruppen stark vertreten sind, ist ein wichtiger Durchgangspunkt für Kämpfer, Waren und Waffen aus dem benachbarten Irak.

Drohnenangriff oder Minenexplosion?

Nach Angaben der Beobachtungsstelle ereignete sich der Angriff in einem Stadtteil, in dem sich die Wohnsitze von führenden Vertretern der iranischen Revolutionsgarden und der libanesischen Hisbollah befinden, einer islamistischen Miliz, die von vielen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird. Wer den Angriff ausführte, ist bislang unklar.

Aktivisten in Dair al-Saur beschuldigten die von den USA geführte Militärkoalition. Syriens staatliche Nachrichtenagentur SANA berichtete hingegen, eine von der Terrororganisation “Islamischer Staat” (IS) verlegte Mine sei in einem leerstehenden Haus detoniert und habe drei Menschen getötet und sieben weitere verletzt. Die Explosion habe zum Einsturz des Gebäudes sowie Schäden an umliegenden Häusern und Autos geführt.

Syrien | Zerstörung nach Explosion in Dair al-Saur

Durch die Explosion zerstörtes Gebäude in Dair al-Saur

Die Syrische Beobachtungsstelle bezweifelt die Darstellung: Eine Mine hätte nicht einen solchen Schaden anrichten können, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Von SANA veröffentlichte Bilder zeigen das massiv zerstörte Gebäude sowie einen ebenfalls stark beschädigten Lastwagen.

Immer wieder Angriffe auf Ziele in der Region

Die von den USA geführte Koalition in Syrien bekämpft den IS. Regelmäßig greift auch Israel Ziele im benachbarten Bürgerkriegsland an, um zu verhindern, dass der Iran seinen militärischen Einfluss dort mithilfe verbündeter Milizen ausbaut. Der Iran ist neben Russland der wichtigste Alliierte der syrischen Regierung. In der Region hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder ähnliche Angriffe gegeben. Im Dezember hatte sich Israel zu einem Luftschlag auf einen Waffenkonvoi und mit Treibstoff beladene Tanklastwagen pro-iranischer Milizen in der Region bekannt.

Erst in der Nacht zum Dienstag hatte – 285 Kilometer von Dair al-Saur entfernt – mutmaßlich Israel den Flughafen von Aleppo bombardiert. Dabei wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle drei Menschen getötet. Der Flugbetrieb wurde demnach vorübergehend eingestellt.

Die Großstadt in Nordsyrien war von dem schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet am 6. Februar stark getroffen worden. Hilfsgüter aus mehreren Ländern wurden auf dem Luftweg auch nach Aleppo geliefert. Wegen der Schäden am Flughafen wurden am Dienstag Hilfsflüge nach Damaskus und Latakia umgeleitet, wie das syrische Verkehrsministerium mitteilte.

AR/sti (dpa, afp, ap)