Verteidigungsminister Boris Pistorius und Außenministerin Annalena Baerbock haben knapp 400 Mitglieder der Bundeswehr nach dem Rettungseinsatz im umkämpften Sudan Empfang genommen. Die Soldatinnen und Soldaten, überwiegend Fallschirmjäger, flogen am Freitag mit vier Flugzeugen vom Typ A400M von Jordanien aus nach Wunstorf bei Hannover.
“Sie alle haben zehn Tage lang Großartiges geleistet”, sagte Pistorius an die Soldatinnen und Soldaten gewandt. “Sie standen bereit, als es darauf ankam. Die Bundeswehr ist ihrer Verantwortung gerecht geworden.” Baerbock sagte: “Wir sind alle mehr als erleichtert, dass alle heil zurückgekommen sind.” Sie dankte den Beteiligten dafür, “dass Sie mit ihrem mutigen und professionellen Einsatz Menschenleben gerettet haben”.
Knapp 400 Mitglieder der Bundeswehr waren mit vier Flugzeugen von Jordanien aus nach Wunstorf gekommen
Nur noch wenige Deutsche im Sudan
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte in einer Erklärung die “herausragende Leistung” gewürdigt. “Allen Beteiligten möchte ich meine große Anerkennung für den entschlossenen Einsatz für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes aussprechen”, schrieb Scholz. “Auch unsere internationalen Partner sind voll des Dankes und des Lobes für den Einsatz.” Laut Baerbock ist nun nur noch “eine sehr, sehr geringe Zahl” an Deutschen in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Für diese bestehe die Chance, noch von anderen Nationen ausgeflogen zu werden, sollten sie das Land verlassen wollen, sagte die Grünen-Politikerin. An der Würdigung des Einsatzes nahmen neben den beiden Ministern auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete teil.
Die Bundeswehr hatte insgesamt 700 Menschen aus Khartum ausgeflogen
Die Bundeswehr hatte von Sonntag bis Mittwoch in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und der Bundespolizei mehr als 700 Menschen aus mehr als 40 Nationen aus dem Sudan ausgeflogen. Darunter waren mehr als 200 Deutsche. Im Einsatz waren insgesamt rund tausend Bundeswehrsoldaten. Die Menschen wurden dabei zunächst nach Jordanien gebracht, wo die Bundeswehr für den Fall einer Eskalation der Lage zusätzliche Soldaten stationiert hatte.
Weiter Kämpfe trotz neuer Feuerpause
Trotz einer neuen Waffenruhe gab es auch am Freitag wieder Kämpfe im Sudan. Augenzeugen berichteten, dass vor allem die Hauptstadt Khartum erneut unter schwerem Beschuss stand. Zuvor war in der Nacht zum Freitag eine zweite, 72 Stunden lange Feuerpause in Kraft getreten.
Rauchsäulen über Khartum
Im Sudan kämpfen das Militär und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) seit dem 15. April um die Macht. Vertreter beider Gruppen hatten die Führung des nordostafrikanischen Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen.
Mit leichten Waffen beschossen wurde am Freitagmorgen ein türkisches Transportflugzeug des Typs C-130. Wie das türkische Verteidigungsministerium auf Twitter mitteilte, war die Maschine auf dem Weg zum Militärflughafen Wadi Seidna im Norden von Khartum, um türkische Staatsbürger zu evakuieren. Das Flugzeug sei trotz des Beschusses sicher gelandet. Es gebe keine Verletzten, das Flugzeug werde auf Schäden überprüft.
UN besorgt
Das UN-Menschenrechtsbüro befürchtet zusätzliche Gewalt im Sudan, weil mögliche Kriegsverbrecher aus Gefängnissen freigekommen sein könnten. In den vergangenen Tagen seien Gefangene aus mehreren Gefängnissen ausgebrochen oder freigelassen worden, sagte eine Sprecherin in Genf. Das könne ethnische Spannungen, die es seit langem in dem Land gibt, neu entfachen.
In der Region West-Darfur sei es bereits zu Zusammenstößen unter Bevölkerungsgruppen gekommen. Dabei seien nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros dort seit dem 24. April mindestens 96 Menschen ums Leben gekommen.
uh/nob (dpa, afp)