Nach mehr als vier Jahren hat Brasilien wieder Indigenen-Schutzgebiete ausgewiesen. “Heute habe ich die Freude, die offizielle Genehmigung von sechs indigenen Territorien zu unterzeichnen”, ließ Präsident Luiz Inácio Lula da Silva verlauten. Zwei der sechs neuen Reservate befinden sich im Amazonas-Gebiet, zwei andere im Nordosten des Landes sowie in den Bundesstaaten Goiás und Rio Grande do Sul.
Mit Blick auf die von ihm versprochene Null-Abholzungsstrategie für das brasilianische Amazonasgebiet bis 2030 kündigte der Linkspolitiker an, die Regierung werde hart arbeiten, um so viel indigenes Land wie möglich abzugrenzen. Ureinwohner gelten Studien zufolge als die besten “Hüter des Waldes”.
Rund 6000 Indigene waren seit Montag zu ihrem großen jährlichen Treffen “Terra Livre” (Freies Land) an der Esplanade der Ministerien im Regierungsviertel in Brasília zusammengekommen. Sie demonstrierten gegen Gesetzesprojekte, die indigene Völker bedrohen, und forderten unter dem Motto “Die indigene Zukunft ist heute – Ohne Demarkation gibt es keine Demokratie” die Einrichtung von Schutzgebieten.
Vertragsunterzeichnung: Das Dekret garantiert Indigenen sechs neuen Schutzgebieten die alleinige Ressourcennutzung
Das Dekret des Präsidenten garantiert den Ureinwohnern die ausschließliche Nutzung der natürlichen Ressourcen auf den nun ausgewiesenen Arealen. Experten sehen die Gebiete als Bollwerk gegen die Abholzung des Amazonas – eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel.
Lula betonte, die Reservate seien wichtig im Kampf gegen die illegale Abholzung des Regenwaldes. “Es ist ein zeitaufwendiger Prozess, aber wir werden sicherstellen, dass so viele indigene Reservate wie möglich ausgewiesen werden.”
Laut der letzten Volkszählung aus dem Jahr 2010 leben rund 800.000 Indigene in Brasilien, die meisten von ihnen in Reservaten, die zusammen knapp 14 Prozent der Landesfläche ausmachen. Unter der Regierung von Lulas Vorgänger, des rechtsgerichteten Präsidenten Jair Bolsonaro, war die Zuteilung von Land an Indigene ins Stocken geraten.
Lula galt in seinen früheren Amtszeiten (2003-2010) nicht als Grüner. Jetzt hat er aber versprochen, den Umwelt- und Klimaschutz sowie die Rechte der Indigenen zu stärken.
uh/AR (dpa, afp, epd)