Montenegro wählt einen neuen Präsidenten

In Montenegro sind rund 540.000 Wahlberechtigte aufgerufen, einen Staatspräsidenten zu wählen. Gegen den pro-westlichen Amtsinhaber Milo Djukanovic tritt dabei mit Andrija Mandic ein Herausforderer an, der eine engere Verbindung des NATO-Staats zum benachbarten Serbien sowie zu Russland favorisiert. Auch Jakov Milatovic, ein europafreundlicher Ökonom, geht gegen Djukanovic ins Rennen.

Djukanovic wird Korruption vorgeworfen

Der 61-jährige Djukanovic bekleidet in dem kleinen, einst zum ehemaligen Jugoslawien gehörenden Adria-Land seit 33 Jahren politische Führungspositionen. Seine Gegner werfen ihm und seiner Mitte-Links-Partei DPS Korruption sowie Verbindungen zur organisierten Kriminalität vor. Der Präsident und die DPS weisen die Vorwürfe zurück.

Montenegro: Milo Djukanovic im Wahlkampf am Rednerpult

Amtsinhaber Milo Djukanovic im Wahlkampf

Montenegro steckt seit längerem in einer politischen Krise. Wiederholt kam es zu Misstrauensvoten sowie zu Auseinandersetzungen zwischen dem Präsidenten und Abgeordneten. Erst am Donnerstag löste Djukanovic das Parlament auf und setzte vorgezogene Parlamentswahlen für den 11. Juni an. Das Ergebnis der Präsidentenwahl könnte also auch den Ausgang der Parlamentswahl beeinflussen.

Montenegro ist vom Tourismus abhängig

Das Land hat rund 620.000 Einwohner und ist weitgehend von Tourismus-Einnahmen abhängig. Montenegro gehört zu den sechs in die EU strebenden Westbalkan-Staaten. Die Bevölkerung ist gespalten: Während sich ein Teil mit dem jungen Staat Montenegro identifiziert, sympathisieren andere mit Serbien und lehnen die Unabhängigkeit von 2006 ab. 

Montenegro | Kandidaten Präsidentschaftswahl 2023 | Andrija Mandic

Kandidat Andrija Mandic favorisiert eine engere Verbindung zum benachbarten Serbien und zu Russland

2017 trat Montenegro der NATO  bei, nachdem es ein Jahr zuvor einen Putschversuch gegeben hatte. Die Regierung machte dafür russische Agenten und serbische Nationalisten verantwortlich.

Die Wahllokale schließen um 20.00 Uhr. Erste Hochrechnungen werden in der Nacht erwartet.

nob/gri (rtr, dpa, afp)