DFB drängt auf Ende des Pokerns um die WM-TV-Rechte

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verzeichnet nach eigenen Angaben Erfolge dabei, den Frauenfußball in Deutschland sichtbarer zu machen. Ob allerdings das anstehende wichtigste Turnier, die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August), überhaupt in Deutschland zu sehen sein wird, kann er nur bedingt beeinflussen. “Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um zu einer Lösung zu kommen”, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, wollte jedoch keine Details nennen – auch nicht, ob er als Mitglied des FIFA-Councils in dieser Angelegenheit schon mit FIFA-Präsident Gianni Infantino gesprochen habe. 

Nur so viel ließ Neuendorf verlauten: “Man sollte nicht nur über Zahlen diskutieren, sondern sich die Frage stellen: Kann man sich einen Blackout während der WM leisten? Es wäre ein Imageverlust für alle Beteiligten. Alle müssen sich zusammenraufen.” Knapp zweieinhalb Monate vor der WM ist noch unklar, wer die Spiele überträgt. Infantino hatte kürzlich die vorliegenden Angebote der europäischen Sender als viel zu niedrig kritisiert und mit einem TV-Blackout gedroht.Nach Informationen des Magazins “Kicker” haben ARD und ZDF rund fünf Millionen Euro geboten, die FIFA verlangt angeblich das Doppelte. Für die Übertragungsrechte der Männer-WM 2022 in Katar hatten die öffentlich-rechtlichen Sender 214 Millionen Euro an den Weltverband überwiesen. 

“Frauenfußball in den Herzen angekommen”

Abgesehen von diesem Problemfall zogen die Verantwortlichen des DFB bei der Pressekonferenz in Frankfurt am Main eine positive Bilanz. “Der Frauenfußball ist in den Köpfen der Entscheidungsträgerinnen und -träger angekommen und auch in den Herzen”, sagte DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich. “Wir haben die Gesellschaft erreicht.”

Seitdem der DFB vor zehn Monaten sein Programm zur Förderung des Frauenfußballs bis 2027 vorgestellt habe, sei die Zahl der Zuschauenden in der Bundesliga im Schnitt von 806 auf 2671 pro Spiel gestiegen, ein Plus von 231 Prozent, ließ Doris Fitschen wissen. Die frühere Nationalspielerin koordiniert seit April 2022, wie das DFB-Programm, mit dem die Rolle der Frauen im deutschen Fußball gestärkt werden soll, umgesetzt wird.

Selbst wenn man die sogenannten Highlight-Spiele – Partien in großen Stadien wie zuletzt das Bundesliga-Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt vor der Rekordkulisse von 32.587 Zuschauenden – herausrechne, bleibe im Schnitt ein Plus von 156 Prozent (von 806 auf 2069 Zuschauende pro Partie).

Gut gefüllte Ränge im Kölner Stadion beim Frauen-Bundesliga-Spiele 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt.

Mehr als 32.000 Fans – Bundesliga-Rekordkulisse beim Spiel Köln gegen Frankfurt am 23. April

Auch in den Medien sei die Bundesliga, angefacht durch den begeisternden Auftritt der DFB-Elf bei der Europameisterschaft, deutlich sichtbarer geworden. Ebenfalls zufrieden ist man beim DFB mit der steigenden Zahl der aktiven Spielerinnen (+26 Prozent), Trainerinnen (+58 Prozent) und Schiedsrichterinnen (+31 Prozent). Fitschen räumte jedoch ein, dass man nach der Corona-Pandemie von einem recht niedrigen Niveau gestartet sei. Die Trendwende sei allerdings geschafft. und es gehe aufwärts.

Internationale Erfolge

Dabei helfen auch die Erfolge der deutschen Fußballerinnen auf internationaler Ebene: erst der Vizeeuropameisterinnentitel 2022 und jetzt auf Vereinsebene auch der Einzug des VfL Wolfsburg ins Finale der Champions League. “Wir hoffen natürlich auf das Sahnehäubchen, einen baldigen Titel”, so Fitschen.

Der DFB will das Momentum des aufstrebenden deutschen Frauenfußballs nutzen und hofft auf eine positive Wirkung auf die gemeinsame Bewerbung mit den Niederlanden und Belgien um die Gastgeberrolle für die Weltmeisterschaft 2027. Bis zum 8. Dezember müssen die Bewerbungsunterlagen bei der FIFA eingereicht sein.

Auch für dieses Projekt wäre es hilfreich, wenn das Pokern um die TV-Rechte für die bevorstehende WM in Australien und Neuseeland endete und eine Lösung gefunden würde. Doch da stecke der DFB nicht drin, räumt Präsident Bernd Neuendorf ein: “Wir wissen nicht einmal, ob es aktuell überhaupt ernsthafte Verhandlungen gibt.”