Süßkartoffeln, Fufu und andere westafrikanische Spezialitäten locken viele Kunden in den kleinen afrokaribischen Supermarkt in Karlsruhe im Südwesten Deutschlands. Mohammed aus Accra ist Besitzer des Ladens, sein Nachname soll nicht online genannt werden. Der Laden ist nur sein Nebenjob, hauptberuflich arbeitet der 42-jährige Einwanderer aus Ghana im nahegelegenen Daimler-Werk. Seine ghanaische Frau Faustina führt den Laden, damit sie sich nebenbei um ihre vier Kinder kümmern kann.
“Es ist sehr schön, in Deutschland zu sein”, sagt Mo, wie er genannt werden möchte. Er lobt das Sozialsystem und die Krankenversicherung und schätzt die deutsche Disziplin und Ordnungsliebe. “Ich finde, in Deutschland lebt es sich von allen europäischen Ländern am Besten.” Aber es sei nicht immer einfach gewesen.
Schwieriger Kampf gegen Bürokratie
Mo kam vor mehr als 20 Jahren als politischer Flüchtling nach Deutschland, wo sein Onkel bereits lebte. Anfangs musste er gegen die Bürokratie kämpfen, um seine Dokumente und eine Arbeitserlaubnis zu bekommen – ein Prozess, der laut Mo in Deutschland vereinfacht werden müsse. Auch das Erlernen der deutschen Sprache sei “sehr, sehr schwierig” gewesen. Damals gab es noch keine kostenlosen Sprachkurse, wie sie die Stadt mittlerweile für Neuzuwanderer anbietet.
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Die Deutschen hätten bestimmte Vorurteile gegenüber Afrikanern, sagt Mo, vor allem gegenüber den Männern. “In dem Moment, in dem sie einen Schwarzen sehen, denken die Deutschen, dass er dumm sein muss”, erzählt er der DW. “Es tut mir leid, das zu sagen, aber die meisten sehen einen Schwarzen und denken, er ist ein Flüchtling oder verkauft Drogen.”
In Deutschland leben fast 84 Millionen Menschen und im Jahr 2021 waren 450.000 Menschen aus Subsahara-Afrika im Land registriert – wobei diejenigen, die die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben, nicht mitgezählt sind. Als Mo vor zwei Jahrzehnten nach Deutschland kam, waren es sogar noch weniger: Damals lebten nur 164.000 Afrikaner aus Subsahara-Afrika offiziell hier.
Ständige Polizei-Kontrollen
Als Mo in einem Dorf in der Nähe von Karlsruhe lebte, wurde er oft von der Polizei angehalten. Die Beamten überprüften seine Papiere und schauten, ob er die Einkäufe in seiner Tasche bezahlt hatte. Einmal musste er sich bei einer Drogenkontrolle ausziehen, was er “sehr, sehr peinlich” fand.
Kürzlich sei die Polizei in seinen Laden gekommen, weil jemand es verdächtig fand, dass Schwarze draußen auf dem Gehweg standen und “laut waren und telefonierten”. Mo findet: “Sie haben eine schlechte Einstellung zu Schwarzen.”
Laut einet Studie aus dem Jahr 2018 berichtete ein Drittel der in Deutschland lebenden Afrikaner, schlecht behandelt oder missbraucht worden zu sein. In den meisten anderen EU-Mitgliedstaaten erleben das wesentlich weniger Afrikaner so. Viele Afrikaner in Deutschland sagten auch, sie fühlten sich aufgrund ihrer Herkunft bei der Suche nach einem Job oder einer Wohnung diskriminiert. Mo betont jedoch, dass seine Erfahrungen bei der Arbeit positiv seien.
Kleine Fortschritte, wachsende Vielfalt
Ganz in der Nähe von Mos Laden lebt die Südafrikanerin Delicia Hofmann. Sie lernte ihren deutschen Mann kennen, als er 1996 Südafrika besuchte, nur zwei Jahre nachdem Nelson Mandela bei den ersten Wahlen nach dem Ende der Apartheid zum Präsidenten gewählt worden war. Damals sei das Leben für sie als deutsch-afrikanisches Paar in Südafrika “sehr unangenehm” gewesen, erzählt sie. Also zogen sie nach Deutschland, wo sie heirateten.
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Als Hochschulabsolventin, die in der Schule Deutsch gelernt hatte, fand sie schnell eine Stelle in der Kundenbetreuung einer betrieblichen Pensionskasse. Damals war Hofmann die erste schwarze Frau unter 800 Mitarbeitern. “Die Leute schauten mich an, aber auf eine neugierige Art und Weise”, erinnert sie sich. Wahrscheinlich sei es für sie als Frau in Deutschland einfacher gewesen, weil schwarze Männer ganz anders behandelt würden. “Ich fühlte mich an den meisten Orten willkommen, aber sicherlich auch, weil ich die Sprache sprechen konnte.”
Je internationaler und offener Karlsruhe und Deutschland werden, desto “positiver” empfinde sie das Leben hier. Einer der größten Vorteile ist für Hofmann die Freizügigkeit, die sie als Frau in Südafrika nicht genießen könnte. “Ich schätze es sehr, auf die Straße zu gehen und zu wissen, dass ich eigentlich sicher bin, auch wenn ich spät mit dem Fahrrad nach Hause komme.”
Das lange Warten auf die doppelte Staatsbürgerschaft
Allerdings hat sie wie der Ladenbesitzer Mo ein großes Problem: Bisher haben beide keine deutsche Staatsangehörigkeit, weil Deutschland Bürgern aus Nicht EU-Ländern – mit wenigen Ausnahmen – keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt.
Mo und Delicia Hofmann möchten die Pässe ihrer Herkunftsländer aber nicht abgeben. “Es ist nur ein Stück Papier, aber es ist ein Stück Papier, das mit meiner Herkunft verbunden ist”, betont Hofmann.
Deutschland hat mittlerweile angekündigt, die deutschen Einwanderungsgesetze zu reformieren und die doppelte Staatsbürgerschaft zu erlauben. Darauf hofft die Südafrikanerin. “Dann kann ich sagen: Alles klar, ich bin jetzt eine deutsche Staatsbürgerin. Denn ich fühle mich in Deutschland zu Hause und ich möchte auch das Wahlrecht haben.”
Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.