Im Südosten Kenias weiten sich die Leichenfunde im Umfeld der Sekte “Internationale Kirche der guten Botschaft” aus. Am Wochenende wurden im Shakahola-Wald an zwei Tagen 47 Leichen mutmaßlicher Anhänger entdeckt, bis Dienstag erhöhte sich die Zahl nach Angaben des Innenministeriums auf 89. Darunter waren nach Angaben aus Polizeikreisen auch mehrere Kinder. Das ganze mehr als drei Quadratkilometer große Waldgebiet nahe der Küstenstadt Malindi am Indischen Ozean wird als Tatort gesichert.
Präsident Ruto will gegen Sekten vorgehen
Präsident William Ruto kündigte zuletzt ein hartes Vorgehen gegen “inakzeptable” religiöse Bewegungen an. Er sagte, so wie Terroristen Religion für ihre abscheulichen Taten missbrauchten, würden auch Sektenführer “Religion für genau dasselbe nutzen”.
Innenminister Kithure Kindiki sagte, das rund 3,2 Quadratkilometer große Waldgebiet sei in Gänze als Tatort abgeriegelt worden. “Dieser entsetzliche Schandfleck auf unserem Gewissen muss nicht nur die härtesten Strafen gegen die Urheber dieser Gräueltaten nach sich ziehen, sondern auch schärfere Regulierung und Selbstregulierung aller Kirchen, Moscheen, Tempel und Synagogen”, kündigte Kindiki an.
Zu Tode hungern, um “Jesus zu treffen”
Der Anführer der Sekte, Paul Makenzie Nthenge, hatte seine Anhänger aufgerufen, sie sollten sich zu Tode hungern, um “Jesus zu treffen”. Bereits in der vergangenen Woche war die Polizei in den Wald ausgerückt und hatte elf Mitglieder von dort ins Krankenhaus gebracht. Vier weitere starben, bevor sie das Krankenhaus erreichten.
323 Hektar Tatort: Ermittler durchkämmen den Shakahola Forest auf der Suche nach lebenden oder toten Gläubigen
Nthenge selbst stellte sich am 15. April der Polizei und wurde in Gewahrsam genommen. Aus Sicht der Polizei unterzog er die Sektenmitglieder einer “Gehirnwäsche”, sodass sie sich zu Tode gehungert hätten. Er selbst soll in einen Hungerstreik getreten sein: Er “betet und fastet”, hieß es.
Örtlichen Medien zufolge wurden sechs Personen aus seinem Umfeld festgenommen. Nthenge soll im März schon einmal inhaftiert worden sein, nachdem zwei Kinder in der Obhut ihrer Eltern verhungert waren. Er sei gegen eine Zahlung von 100.000 kenianischen Schilling (rund 670 Euro) jedoch auf freien Fuß gekommen.
ehl/kle/nmm (afp, rtr, kna)