Die für Mitte März geplante Einführung der Impfpflicht für Pflegekräfte und Krankenhauspersonal steht allem Anschein nach auf der Kippe. Wie der Berliner “Tagesspiegel” aus Regierungs- und Länderkreisen erfuhr, pochen mehrere Bundesländer auf eine Verschiebung des Termins.
Stattdessen soll erst auf die Einführung eines neuen Impfstoffes des Herstellers Novavax gewartet werden, hieß es laut “Tagesspiegel” in einer ostdeutschen Staatskanzlei. Zu viele Pflegekräfte seien skeptisch gegenüber den bisher zugelassenen Vakzinen und könnten wegen der Impfpflicht nicht mehr zur Arbeit erscheinen, so die Befürchtung. Der neue Impfstoff könne mehr Akzeptanz finden, hoffen die Politiker. Laut dem Bericht kam es kurzfristig bereits zu Krisengesprächen, auch unter Beteiligung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
Die Politiker hoffen, dass ein neuer Impfstoff von Novavax zu mehr Impfwilligen führt
Das Präparat von Novavax ist ein proteinbasierter Impfstoff gegen das Coronavirus. Impfungen mit solchen Stoffen sind eine im Kampf gegen andere Krankheiten seit langem bekannte und genutzte Methode. Daher könnte der Impfstoff auch für Menschen akzeptabel sein, die Vorbehalte gegen die neuartigen Technologien der mRNA- und Vektorimpfstoffe haben. Das Verfahren für den Novavax-Impfstoff wird seit Jahrzehnten bei Vakzinen gegen Hepatits B und Keuchhusten eingesetzt.
Die erste Lieferung von 1,75 Millionen Dosen soll laut “Tagesspiegel” ab 21. Februar zur Verfügung stehen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte das Vakzin im Dezember für Menschen ab 18 Jahren zugelassen. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Dosen nötig. Beschäftigte in Klinken und in der Pflege sollen “bevorzugt” die Möglichkeit erhalten, sich mit dem Präparat impfen zu lassen.
Das Verfahren für den Novavax-Impfstoff wird seit Jahrzehnten bei Vakzinen gegen Hepatits B und Keuchhusten eingesetzt – für Skeptiker akzeptabel?
Das Thema könnte auch auf die Tagesordnung des neuen Bund-Länder-Treffens an diesem Montag kommen, hieß nach Online-Beratungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern an diesem Samstag. Am Montag wollen die Regierungschefinnen und -chefs der Länder mit Bundeskanzler Olaf Scholz über weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beraten. Die Videokonferenz der Gesundheitsminister diente als Vorbereitung dazu.
Dabei sprachen sich die Ministerinnen und Minister dafür aus, die besonders zuverlässigen PCR-Tests aufgrund der hohen Infektionszahlen zu priorisieren. Das heißt, wer mit einem Schnelltest positiv auf das Coronavirus getestet wurde, erhält nicht mehr automatisch einen PCR-Test. Damit wollen die Politiker verhindern, dass Labore überlastet werden.
Wer einen positiven Schnelltest vorweist, soll künftig nicht automatisch Anspruch auf einen genaueren PCR-Test haben
Für Personal in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen sowie für Hochrisikopatienten und Personen mit dem Risiko schwerer Krankheitsverläufe soll der Zugang zu PCR-Tests erhalten bleiben. Für alle anderen Personen, die ein positives Antigentest-Ergebnis vorweisen, aber keine Symptome haben, soll auf eine Bestätigung per PCR verzichtet werden. Befürwortet wird stattdessen eine Nachtestung mit einem zweiten überwachten Antigentest.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt mit 772 an. Am Freitag hatte der Wert bei 706 gelegen, am Samstag vergangener Woche bei 497. Die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden betrug nach Daten der Gesundheitsämter am Samstag 135.461.
Rund 61 Millionen Menschen und damit gut 73 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Eine Auffrischungsimpfung bekamen gut 41 Millionen Menschen und damit 50 Prozent der Gesamtbevölkerung.
uh/ml (dpa, afp, kna)