Wenn Marokko am Dienstag (16 Uhr MEZ) gegen Spanien um den Einzug ins Viertelfinale der Fußball-WM kämpft, kann der letzte WM-Teilnehmer aus Afrika nicht nur auf die Unterstützung tausender mitgereister Fans aus dem eigenen Land zählen, sondern auch auf die von Millionen Anhängern aus anderen Staaten des afrikanischen Kontinents. “Ich bin Ägypter, aber ich bin hier, um Marokko zu unterstützen”, sagt Gamal der DW vor dem Spiel im Education City Stadium von Doha. “Marokko ist das letzte arabische Land, das noch im Wettbewerb ist, und auch das letzte afrikanische Land.”
Hakim Ziyech, Achraf Hakimi und Co. haben bei diesem Turnier bereits Geschichte geschrieben, indem sie als erste afrikanische Mannschaft seit Nigeria 1998 eine WM-Gruppe gewonnen haben – und das vor den vermeintlichen Schwergewichten Kroatien und Belgien. Das hat nicht nur in Marokko für Begeisterung gesorgt.
“Marokko spielt für alle Afrikaner”
Scheidet eine europäische Mannschaft bei einer Weltmeisterschaft aus, neigen die Fans meist dazu, den Rest des Turniers nur noch passiv zu verfolgen. Sie interessieren sich dann eher für das Gesamtergebnis, als von Herzen mit einem anderen Team aus Europa mitzufiebern. In Afrika ist das anders: Afrikanische Fans feuern zwar in erster Linie ihr eigenes Land an, wenden sich nach dessen Ausscheiden aber mit großer Begeisterung auch den anderen afrikanischen Mannschaften zu und unterstützen sie, wie die eigene.
Mahmoud zum Beispiel, ein ägyptischer Restaurantbesitzer in Katar, hat sich in der Fan-Zone von Doha das Spiel Senegal gegen England angesehen. Und obwohl Ägypten sowohl im Finale des Afrika-Cups als auch im entscheidenden Spiel der WM-Qualifikation knapp gegen den Senegal verloren hatte, unterstützte er bei der WM die “Löwen von Teranga”. “Sie spielen für uns”, sagte Mahmoud der DW vor Senegals Achtelfinale gegen England. “Sie gehen für alle Afrikaner aufs Feld.”
Der Senegal ist ausgeschieden, daher unterstützen seine Fans danach die Marokkaner
Nachdem der Senegal ausgeschieden war, wandten sich auch die senegalischen Fans den Marokkanern zu. “Jetzt werden wir Marokko bis zum Ende unterstützen”, betont Bintou, Mitglied der “12eme Gainde” [“12. Mann”, Anm.d.Red.], der bunten senegalesischen Fangruppe, die während der Spiele stets auf der Tribüne tanzt und singt. “Ganz Senegal, ganz Afrika, steht hinter Marokko”, sagt er. “Sie sind jetzt unsere Mannschaft und wir hoffen, dass sie das Finale erreichen können.”
Unterstützung sogar aus Algerien
Sogar im Nachbarland Algerien, dessen diplomatische Beziehungen zu Marokko wegen des Westsahara-Konflikts angespannt sind, hat Marokkos Team Anhänger. Videos in den sozialen Medien zeigen, dass die Algerier den Sieg Marokkos über Belgien ebenso fieberhaft feierten wie der Rest Afrikas. Zwar mögen die Staaten auf politischer Ebene streiten, die Menschen haben aber offenbar nur eines im Sinn: Afrika bei der Weltmeisterschaft glänzen zu sehen, egal aus welchem Land oder welchem Teil des Kontinents die erfolgreichste Mannschaft kommt.
Der Text wurde adaptiert.