Stephen King und Margaret Atwood verhelfen Debüt-Autorin zu Erfolg

Es ist ein Albtraum: Man schmeißt eine Party – und keiner kommt. So erging es der jungen US-amerikanischen Autorin Chelsea Banning, als niemand zu ihrer Autogrammstunde erschien.

Die Fantasy-Autorin wollte ihren Debütroman “Of Crowns and Legends”, in dem es um die Kinder des sagenumwobenen Königs Arthur geht, in einem Buchladen im US-Bundesstaat Ohio vorstellen. Doch zur angekündigten Signierstunde tauchten lediglich zwei Freunde auf. Ihren Frust teilte sie später auf Twitter: “Nur zwei Leute kamen gestern zu meiner Autogrammstunde, da war ich ziemlich deprimiert, zumal 37 Leute zugesagt hatten. Irgendwie ist das ärgerlich und ehrlich gesagt auch ein bisschen beschämend.”

Margaret Atwood: “Willkommen im Club”

Bannings Tweet ging viral, als ihr viele prominente Autorinnen und Autoren mitfühlend antworteten und ihre eigenen Geschichten aus der Anfangszeit als Schreibende erzählten – Geschichten von Ablehnungen und vom Scheitern.

“Willkommen im Club” schrieb beispielsweise die kanadische Autorin Margaret Atwood. “Ich habe einmal eine Autogrammstunde gegeben, zu der niemand kam, außer einem Typen, der Klebeband kaufen wollte und dachte, ich könne ihm da weiterhelfen.” 

Von den Beatles bis zu J.K. Rowling wurden viele der heute weltbekannten Stars zunächst von Labels und Verlagen abgelehnt. Daran ist nichts Ungewöhnliches, wohl aber an der Tatsache, dass eine berühmte Autorin eine solche Geschichte als Reaktion auf den Post einer (noch?) unbekannten Autorin teilt. 

Margaret Atwood ist unter anderem bekannt durch ihren Roman “Der Report der Magd” (im Original: “The Handmaid’s Tale”) von 1985, der als Vorlage für die gleichnamige Netflix-Serie diente. Zudem hat sie Dutzende von Romanen, Kurzgeschichten, Kinderbüchern und Anthologien veröffentlicht. Sie gewann zweimal den Booker Preis, den wichtigsten britischen Preis für Literatur: 2000 mit “Der blinde Mörder” (“The Blind Assassin”) und 2019 mit “Die Zeuginnen” (“The Testaments”).

Stephen King twittert einen seiner deprimierenden Momente

Neben Atwood teilten auch andere gefeierte Prominente Leidensgeschichten aus ihrer Anfangszeit als Schreibende mit den Usern. So etwa Stephen King: “Bei meiner ersten Signierstunde zu ‘Brennen muss Salem’ (‘Salem’s Lot’) hatte ich gerade mal einen Kunden. Es war ein untersetztes Kind, das sagte: ‘Hey Kumpel, wissen Sie wo es ein paar Nazi-Bücher gibt?'”

Stephen King hat Dutzende von Kurzgeschichten und Romanen geschrieben und wird oft als “König des Horrors” bezeichnet. Viele seiner Bücher wurden verfilmt.

Das Buch “Ein gutes Omen” (Good Omens, 1990) des berühmten britischen Autors Neil Gaiman und dessen Mitautoren Terry Pratchett wurde erst kürzlich als Fernsehserie veröffentlicht. Gaiman erzählt, dass fast niemand zu seiner Autogrammstunde in Manhattan gekommen sei. Immerhin habe Banning zwei Gäste gehabt, schrieb er auf Twitter.

Jonathan Coe, Autor von Büchern wie “Bourneville” (2022) und “Middle England” (2018) kommentiert, dass er eine Signierstunde hatte, bei der der Romanautor Ian Ranking sein einziger Gast war. Ranking ist mit seinen Krimis über den notorischen Einzelgänger Inspektor Rebus berühmt geworden.

Plötzlich kaufen alle das Buch

Chelsea Banning freut sich über die Kommentare und Reaktionen, die sie zu ihrem Tweet über die traurige Autogrammstunde bekommen hat. Abgesehen davon, dass das natürlich tröstet, scheint sich die ganze Geschichte äußerst positiv auf den Verkauf ihres Debütromans auszuwirken. Ein Nutzer twittert: “Wenn das nicht passiert wäre, hätten Sie nichts darüber gepostet, dann hätten die anderen nicht retweetet. Ich hätte das Buch nicht gesehen, und es wäre nicht in meinem Warenkorb gelandet.”

Der Los Angeles Times sagte Banning, dass die Verkäufe definitiv in die Höhe geschossen seien: “Und sie steigen immer noch. Es war überwältigend. Ich stehe immer noch unter Schock.”

Warum Stephen King nie den Nobelpreis gewinnen wird

  

Adaption aus dem Englischen: Gaby Reucher