USA gewinnen Kampf um IOM-Chefsessel

Die USA haben den amtierenden Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in einer Kampfabstimmung herausgefordert – und diese gewonnen. Somit wird der Portugiese Antonio Vitorino (66) von seiner bisherigen amerikanischen Stellvertreterin Amy Pope (49) abgelöst.

Vitorino hatte in einer ersten geheimen Abstimmungsrunde weniger Stimmen als Pope erhalten, woraufhin sich der frühere portugiesische EU-Kommissar und Vizeregierungschef aus dem Rennen zurückzog. Die ehemalige US-Präsidentenberaterin Pope wurde anschließend mit der nötigen Mehrheit der 175 IOM-Mitgliedsländer gewählt. Sie tritt ihr Amt am 1. Oktober an – als erste Frau an der Spitze der UN-Organisation.

Das Verfahren ist völlig unüblich. Der seit 2018 amtierende Vitorino hatte sich um eine zweite Amtszeit beworben. Diplomaten in Genf bescheinigten ihm eine erfolgreiche Arbeit. Normalerweise ist die Bestätigung im Amt dann reine Formsache.

Schweiz Internationale Organisation für Migration (OIM) | Antonio Vitorino

Muss bald gehen: Antonio Vitorino

Allerdings war Vitorinos Wahl 2018 eine herbe Niederlage der USA vorausgegangen, die die Regierung in Washington nun wohl auswetzen wollte: Die Amerikaner verloren damals den IOM-Chefposten, den sie in der gut 70-jährigen Geschichte der Organisation als deren größter Beitragszahler fast immer innehatten. Aber der Kandidat des damaligen US-Präsidenten Donald Trump fiel durch. Dem lange als Missionar tätigen Ken Isaacs waren diskriminierende Ansichten über Muslime vorgehalten worden. Außerdem zog er die Verantwortung des Menschen für den Klimawandel in Zweifel.

Migration als “Chance”

Pope will als künftige IOM-Generaldirektorin nach eigenen Angaben stärker die Auswirkungen des Klimawandels auf Migrationsbewegungen in den Fokus nehmen. Nach ihrer Wahl twitterte sie, sie sei bereit, mit allen IOM-Mitgliedern zusammenzuarbeiten, um “die Chancen einer effektiven, geordneten und humanen Migration” zu nutzen.

Die Internationale Organisation für Migration wurde 1951 gegründet, um die Folgen von Flucht und Vertreibung in Europa infolge des Zweiten Weltkriegs zu bewältigen. 2016 wurde sie in die Vereinten Nationen eingegliedert. Die IOM mit Hauptsitz in Genf hat fast 20.000 Mitarbeiter und Büros in 171 Ländern. Sie hilft unter anderem Gestrandeten bei der Rückreise in ihre Heimat und berät Regierungen im Umgang mit Migranten. In Berlin unterhält die IOM ein Datenzentrum, das Statistiken über umgekommene oder vermisste Migranten in aller Welt führt.

wa/ehl (dpa, afp, kna, epd)