Ukraine aktuell: Schulung von Kampfjet-Piloten “kein Tabu”

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Macron: Tür zur Ausbildung ukrainischer Jet-Piloten offen
  • USA warnen vor “beispielloser Verteidigungspartnerschaft”
  • Ukraine meldet Erfolge bei Gefechten um Bachmut
  • China schickt Sondergesandten Li nach Kiew

 

Frankreich ist nach den Worten von Präsident Emmanuel Macron zur Ausbildung ukrainischer Kampfjet-Piloten bereit. Er habe “die Tür” für die Ausbildung “ab sofort” geöffnet, sagte Macron dem französischen Fernsehsender TF1. Es gebe hier “kein Tabu”. Mehrere europäische Länder seien zu dem Schluss gekommen, dass es nun notwendig sei, mit der Schulung zu beginnen. Auf die Frage, ob Frankreich auch Kampfjets liefern werde, antwortete Macron: “Nein, ich habe nicht von Flugzeugen gesprochen.” Dies sei eine “theoretische Debatte”.

Selenskyj zieht Bilanz nach Vierländertour 

Nach einer Tour durch vier europäische Staaten ist der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj wieder in seinem Heimatland. “Wir kehren mit neuen Verteidigungspaketen nach Hause zurück: mehr Munition, stärkere Waffen für die Front, mehr Schutz für unsere Leute, mehr politische Unterstützung”, fasste der 45-Jährige die Reise in einem Video zusammen.

Bei allen Gesprächen in Italien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei seine Friedensformel eines kompletten Abzugs der russischen Truppen vom Staatsgebiet der Ukraine besprochen worden, berichtete Selenskyj. Auch gebe es nun mehr Unterstützung für einen EU-Beitritt seines Landes. Und es gebe mehr Verständnis für einen NATO-Beitritt. “Er wird kommen, er ist unvermeidlich”, meinte Selenskyj.

Berlin | Wolodymyr Selenskyj und Olaf Scholz

Trafen sich am Sonntag in Berlin: Präsident Wolodymyr Selenskyj und Kanzler Olaf Scholz

Rasmussen befürwortet NATO-Beitritt der Ukraine

Der frühere NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat sich für eine Aufnahme der Ukraine in das westliche Verteidigungsbündnis sowie in die EU ausgesprochen. “Ohne Wenn und Aber: Die Ukraine muss der NATO und der Europäischen Union beitreten”, sagte Rasmussen bei einem von ihm organisierten Demokratie-Gipfel in Kopenhagen.

“Die Ukraine hat beträchtliche militärische Fähigkeiten entwickelt und würde die NATO als Mitglied stärken”, heißt es in einem Papier, das Rasmussen bei dem Gipfel präsentierte. “Der Krieg hat gezeigt, dass es immer Instabilität und die Gefahr eines russischen Angriffs geben wird, solange sich die Ukraine außerhalb euroatlantischer Strukturen befindet.”

Einen NATO-Beitritt der Ukraine in Kriegszeiten hatte der derzeitige Generalsekretär Jens Stoltenberg jüngst indirekt ausgeschlossen. Seit Sommer vergangenen Jahres ist das Land offiziell Kandidat für einen EU-Beitritt. Die Ukraine hofft, dass die Verhandlungen darüber noch in diesem Jahr beginnen.

USA warnen vor “beispielloser Verteidigungspartnerschaft”

Russland und der Iran vertiefen nach Erkenntnissen der USA ihre militärische Zusammenarbeit. Die beiden Länder seien dabei, “ihre beispiellose Verteidigungspartnerschaft auszubauen”, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Es gehe unter anderem um den Kauf moderner iranischer Kampfdrohnen durch Russland.

Iran Präsentation Drohnen für Armee

Präsentation von Drohnen aus iranischer Produktion (Archiv)

Seit August habe der Iran schon mehr als 400 Drohnen geliefert, berichtete Kirby. Die meisten davon seien bereits zum Einsatz gekommen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – vor allem mit dem Ziel, dort kritische Infrastruktur zu zerstören. Der Iran gehöre zu den wichtigsten militärischen Unterstützern Moskaus und ermögliche es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, weiter Ukrainer zu töten, führte Kirby aus. Derweil wolle Teheran von Moskau Kampfhubschrauber, Kampfjets und Radargeräte kaufen.

Die Kooperation sei damit nicht nur eine Bedrohung für die Ukraine, sondern auch für den Nahen Osten und die internationale Gemeinschaft, betonte Kirby. Geplant sei daher, “in den kommenden Tagen” weitere Strafmaßnahmen gegen jene zu verhängen, die an den zunehmenden Rüstungsgeschäften zwischen Russland und dem Iran beteiligt seien. Die USA hätten bereits weitreichende Sanktionen gegen beide Länder verhängt, aber es gebe immer noch Raum für weitere Sanktionen.

Ukraine meldet Erfolge bei Gefechten um Bachmut

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen Fortschritte in der Schlacht um Bachmut im Osten des Landes erzielt. “Der Vormarsch unserer Truppen Richtung Bachmut ist der erste erfolgreiche Offensiveinsatz zur Verteidigung der Stadt”, erklärte der Kommandeur der Bodentruppen, Generaloberst Olexandr Syrskji. Auf dem Telegram-Kanal der ukrainischen Armee schrieb er weiter: “Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass wir auch unter solch extrem schwierigen Bedingungen vorrücken und den Feind vernichten können. (…) Der Einsatz zur Verteidigung Bachmuts geht weiter.”

Ukraine | Ukrainische Panzer bei Bachmut

Im Osten des Landes im Einsatz: Ukrainische Panzer bei Bachmut

Separatisten: “Innenminister” von Luhansk verletzt

Bei einer Explosion in der russisch kontrollierten Stadt Luhansk in der Ostukraine ist nach Angaben von Separatisten ein hochrangiger moskautreuer Funktionär verwundet worden. Bei dem Vorfall, der sich in einem Friseursalon ereignet habe, seien der als “Innenminister” der selbsternannten Volksrepublik Luhansk bezeichnete Igor Kornet und sechs weitere Menschen verletzt worden, berichtete der örtliche Separatistenführer Leonid Pasetschnik. Vier von ihnen seien in einem kritischen Zustand. “Ärzte kämpfen um das Leben der Verwundeten”, erklärte Pasetschnik.

China schickt Sondergesandten Li nach Kiew

Der chinesische Sondergesandte Li Hui wird an diesem Dienstag zu einem zweitägigen Besuch in der Ukraine erwartet. Ziel von Lis Reise ist es nach Angaben der Regierung in Peking, “mit allen Parteien über eine politische Lösung” im Ukraine-Konflikt zu sprechen. Der Sondergesandte, der früher chinesischer Botschafter in Moskau war, soll auch nach Russland, Deutschland, Polen und Frankreich reisen.

Russland China Li Hui

Li Hui im Jahr 2019 als damaliger Botschafter Chinas in Moskau

China bemüht sich nach eigener Darstellung im Ukraine-Konflikt um eine neutrale Position und will sich als Vermittler etablieren. Die Volksrepublik hat den russischen Angriff auf die Ukraine bis heute nicht verurteilt.

Russland erlaubt Verkauf von Volkswagen-Werk 

Eine russische Regierungskommission hat den Verkauf des VW-Werks in Kaluga an die Autohändlergruppe Avilon genehmigt. Dies teilte Industrieminister Denis Manturow mit, ohne Einzelheiten zu nennen. Der deutsche Volkswagen-Konzern hatte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine seine Geschäftstätigkeit in Russland auf Eis gelegt. Das Werk Kaluga südlich von Moskau verfügt über eine Kapazität von 225.000 Fahrzeugen pro Jahr. Es steht bereits seit März 2022 wegen des Ukraine-Kriegs still.

wa/ehl (afp, dpa, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.