Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff ist tot

Im Jahr 1998 wurde Sybille Lewitscharoff einem größeren Publikum bekannt. Damals erhielt sie für ihr Prosa-Debüt “Pong” den Ingeborg-Bachmann-Preis. Im Anschluss schrieb die studierte Theologin mehrere Romane. Auf den Erfolg von “Pong” folgte der Roman “Apostoloff”, für den Sie 2009 den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt und vier Jahre später auch den Georg-Büchner-Preis. Eine Road Novel durch Bulgarien.

DW-Literatur-Expertin Sabine Kieselbach über “Apostoloff” von Sibylle Lewitscharoff

Böse und raffiniert verarbeitete sie darin ein Familientrauma und unternahm eine Reise ins Land ihrer Vorväter. Lewitscharoffs Vater war ein Exil-Bulgare, der in den 1940er-Jahren nach Deutschland emigriert und in Stuttgart als Gynäkologe tätig war. Ab 2005 war Sybille Lewitscharoff Mitglied des PEN-Zentrums Deutschlands. Außerdem war sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Berliner Akademie der Künste. 

Fast wäre ihr der Büchner-Preis aberkannt worden

2014 geriet Lewitscharoff in die Kritik, als sie mit einer Rede in Dresden für Aufsehen sorgte. Darin bezeichnete sie Retortenkinder als “Halbwesen” und verglich die Reproduktionsmedizin mit Praktiken aus dem Nationalsozialismus. Später distanzierte sie sich von ihren Äußerungen. Doch Kritiker forderten, ihr den Georg-Büchner-Preis abzuerkennen. 

Die am 16. April 1954 in Stuttgart geborene Schriftstellerin studierte Religionswissenschaften in Berlin, wo sie nach längeren Aufenthalten in Buenos Aires und Paris auch lebte. Am Samstag starb Sybille Lewitscharoff im Alter von 69 Jahren in Berlin. Die genauen Todesumstände sind bislang nicht bekannt. Sie litt seit Jahren an Multipler Sklerose.