Obduktion toter Sektenmitglieder in Kenia

Nach dem Fund eines Massengrabes mutmaßlicher Sektenmitglieder in einem Wald in Kenia haben Forensiker mit der Autopsie der Leichen begonnen. Dabei soll auch geklärt werden, ob den Verstorbenen Organe entnommen wurden, wie derzeit spekuliert wird.

Die Regierung unternehme “alles nur Mögliche”, um herauszufinden, wie eine derart große Menschenzahl Opfer eines religiösen Kults werden konnte, teilte Innenminister Kithure Kindiki mit. Die Ermittler entnehmen auch DNA-Proben, die dabei helfen sollen, die Verstorbenen zu identifizieren, wie der Chef-Pathologe der kenianischen Regierung, Johansen Oduor, erläuterte.

Die mehr als hundert Leichen waren in den vergangenen Tagen im Shakahola-Wald im Osten Kenias gefunden worden. Bei einem Großteil der Opfer handelt es sich um Kinder. Sektenführer Paul Mackenzie Nthenge wird verdächtigt, die Anhänger seiner “Internationalen Kirche der guten Nachricht” zum Todesfasten aufgerufen zu haben, um “Jesus zu begegnen”. Er hatte sich Mitte April der Polizei gestellt und ist in Gewahrsam. Am Dienstag soll er vor Gericht erscheinen.

Weiterer Prediger vor Gericht

Wie Innenminister Kindikie weiter mitteilte, legten erste Untersuchungen nahe, dass sich nicht alle Menschen zu Tode gefastet hatten. Es seien andere Methoden “einschließlich Verletzungen” genutzt worden.

Polizisten eskortieren Ezekiel Ombok Odero im Polizeipräsidium in Mombasa (27.04.2023)

Festnahme des Predigers Ezekiel Ombok Odero (M.) wegen mutmaßlicher “Massentötung” von Sekten-Anhängern (am Donnerstag)

Der Fund der Leichen löste Entsetzen aus, vor allem weil mit dem prominenten Fernsehprediger Ezekiel Odero ein weiterer Sektenführer wegen mutmaßlicher “Massentötungen” seiner Anhänger ab Dienstag vor Gericht steht. Er war am Donnerstag verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft verfügt nach eigenen Angaben über “glaubwürdige Informationen”, welche die Taten Oderos mit denen des selbsternannten Pastors Paul Mackenzie Nthenge in Verbindung bringen.

Präsident will Glaubensgemeinschaften besser kontrollieren

Derweil kündigte Staatspräsident William Ruto eine Untersuchungskommission an. “Dieser Ausschuss wird jene Personen ermitteln, die vorhaben, Religion zu missbrauchen”, wird der Staatschef von örtlichen Medien zitiert. Am Ende des Prozesses solle eine Selbstregulierung des Glaubenssektors stehen, unter welcher die Kirchen des Landes sich gegenseitig überwachen und Missbrauch den Behörden melden.

Im hauptsächlich christlich geprägten Kenia sind mehr als 4000 Kirchen registriert. Ein Teil davon erreicht mit Prophezeiungen vom baldigen Ende der Welt und Versprechungen über ein besseres Leben nach dem Tod, den unbedingten Gehorsam der Anhängerinnen und Anhänger.

So finanzieren in dem ostafrikanischen Land oftmals sehr arme Menschen den überbordenden Lebensstil selbst ernannter Pastoren. Versuche, Betrügern und Scharlatanen das Handwerk zu legen, scheiterten bislang an dem Vorwurf, dies verletze die Religionsfreiheit.

uh/AR (afp, kna, epd)