Hertha BSC steigt aus der Bundesliga ab

Die Alte Dame geht am Stock. Endgültig. Hertha BSC ist abgestiegen. Nach dem 1:1  gegen den VfL Bochum ist der siebte Bundesligaabstieg perfekt. Nur der 1. FC Nürnberg (neun Mal) und Arminia Bielefeld (acht Mal) traten öfter den Gang in die Zweitklassigkeit an.

Es ist ein Desaster für den Hauptstadtklub, der sich vor gar nicht allzu langer Zeit dazu aufgemacht hatte, der „Big City Klub” zu sein. Gesponsert von der über 300-Millionen-Euro-Finanzspritze des Investors Lars Windhorst, der längst wieder über alle Berge ist. Pal Dardai sollte als kurzfristige Trainerlösung das sinkende Schiff eigentlich über Wasser halten – irgendwie. So wie es dem 47-Jährigen schon in den Jahren 2015 und 2021 gelungen war. Doch dieses Mal sollte dieses Kunststück nicht gelingen, zu groß scheinen die Zerwürfnisse innerhalb des Teams zu sein, als dass selbst der hemdsärmelige Ungar, der es eigentlich immer geschafft hat einen guten Draht zu den Spielern herzustellen, das Ruder noch rumreißen konnte.

Berliner Weg

Dardai gilt für viele Anhänger des Klubs auch als Wunschkandidat auf den Trainerposten in der 2. Liga. Weil er den Klub wie kein Zweiter kennt. Dardai wird geschätzt für seine geradlinige Art und sein Händchen für Talente. Und genau die sollen, wenn es nach der Vereinsführung um Präsident Kay Bernstein geht, in Zukunft die größte Rolle bei den Herthanern spielen. Talente wie Derry Scherhant (20), Pascal Klemens (18) und Ibrahim Maza (17) sollen die Alte Dame möglichst schnell wieder flott machen.

Dardai könnte diesen großen Umbruch, den sogenannten “Berliner Weg”, managen. “Das ist ein ehrlicher Weg, der mir gefällt”, sagte Dardai unlängst. In der neuen Saison dürfte der Kader kaum noch wiederzukennen sein. Und der Fußballlehrer kennt sich aus seiner Zeit als Jugendtrainer auch bestens mit dem Berliner Nachwuchs aus. Eigentlich eine Idealbesetzung, auch weil dem Ungar der Klub am Herzen liegt.

Bangen um die Lizenz

Das diese Veränderungen bei Hertha BSC anstehen, hat aber nicht nur mit der veränderten Herangehensweise der Verantwortlichen zu tun. Es handelt sich um ganz pragmatische Gründe: Das Ende der Großmannssucht bei Spielerverpflichtungen und -Gehältern musste eingeläutet werden, weil die Berliner große finanzielle Sorgen haben. Selbst um die Lizenz für die 2. Liga muss der Klub noch bangen. “Wenn wir die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit nicht nachweisen können, werden wir keine Lizenz erhalten. Aber wir sind mit Hochdruck dran und zuversichtlich, dass wir die Lizenz bekommen werden”, sagte Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich jüngst auf der Mitgliederversammlung. Erst im Juni wird sich herausstellen, ob der Klub überhaupt weitermachen kann, wenn er einige Auflagen durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) erfüllt hat.

Die finanziellen Einschnitte sind allerdings immens, trotz des im März abgeschlossenen Vertrags mit US-Investor 777 Partners, der ein Investitionsvolumen von zunächst 100 Millionen Euro vorsieht, der ligaunabhängig gilt. Den Lizenzspieleretat muss der Klub um etwa 50 Prozent kürzen. Für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 kalkuliert Hertha mit einem Defizit von etwa 65 Millionen Euro, die Personalkosten waren 2021/22 auf Rekordniveau (97,7 Mio. Euro) geklettert.

Die Lage ist alles andere als rosig, Optimismus wird man rund um den Klub – außer bei Pal Dardai – daher wohl kaum finden. Es darf weiter gezittert werden bei der Hertha.