Griechenland: Wahlsieger strebt Neuwahl an

Trotz eines deutlichen Siegs der konservativen Regierungspartei bei der Parlamentswahl steht Griechenland wohl vor einer baldigen Neuwahl. Die Nea Dimokratia (ND) von Regierungschef Kyriakos Mitsotakis holte am Sonntag knapp 41 Prozent der Stimmen, womit sie im Vergleich zur Wahl 2019 noch etwas zulegen konnte. 

Wegen Änderungen im griechischen Wahlrecht müsste die bislang allein regierende ND nun jedoch eine Koalition eingehen. Mitsotakis schloss ein Bündnis mit anderen Parteien aber aus. “Dass wir allein regieren, ist der einzige Weg, die Reformen umzusetzen, die wir planen und die das Land auch braucht”, sagte der Ministerpräsident. Eine handlungsfähige Regierung könne es nicht mit unsicheren parlamentarischen Kombinationen und politischem Feilschen geben. Beides führe in die Sackgasse. 

Mitsotakis ließ durchblicken, dass die Neuwahl bereits im nächsten Monat stattfinden könnte. Bei dieser erhält die stärkste Partei automatisch mindestens 20 Sitze im Parlament zusätzlich – dadurch käme die Nea Dimokratia voraussichtlich wieder allein an die Regierung.

Schlappe für Ex-Premier Tsipras

Die Linkspartei Syriza des einstigen Regierungschefs Alexis Tsipras musste schwere Verluste hinnehmen: Sie blieb mit rund 20 Prozent zwar stärkste Oppositionspartei, büßte aber mehr als zehn Punkte ein.

Griechenland, Athen | Parlamentswahl | Stimmabgabe von Alexis Tsipras

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Syriza hatte mit einer massiven Aufstockung des Sozialstaats um Stimmen geworben, wollte die Renten und den Mindestlohn erhöhen und die Wirtschaft stärker besteuern. Das verfing aber offensichtlich weniger als das Programm der Konservativen, Griechenland nach der schweren Finanzkrise des vergangenen Jahrzehnts weiter zu stabilisieren und die Wirtschaft auf Vordermann zu bringen.

Drittstärkste Kraft wurde die einst mächtige sozialdemokratische Pasok mit fast zwölf Prozent. Den Sprung über die Drei-Prozent-Hürde schafften auch die Kommunisten mit rund sieben und die rechtspopulistische Elliniki Lysi mit gut vier Prozent. 

wa/ack (dpa, rtr, afp)