Fachkräfte aus Südamerika dringend gesucht

“Brasilianische Pflegekräfte und kolumbianische Elektriker finden in Deutschland bereits offene Arme – diese Partnerschaft wollen wir ausbauen”, machte Außenministerin Annalena Baerbock in Berlin vor dem Abflug nach Brasilien deutlich. Die Bundesregierung wolle “die Einwanderungspolitik vom Kopf auf die Füße stellen, denn unsere Wirtschaft braucht dringend mehr Fachkräfte”.

Brasiliens Pflegepersonal gut ausgebildet

Gerade in Brasilien sei “das Arbeitskräftepotenzial im Pflegebereich sehr groß und das Qualifikationsniveau sehr hoch”, hatte eine Sprecherin des Arbeitsministeriums von Hubertus Heil kürzlich erklärt. “Insofern ist dies ein geeigneter Ort, um dort sehr gezielt über Fachkräftegewinnung zu sprechen.” Minister Heil sei es dabei allerdings sehr wichtig, sensibel vorzugehen und dem Land nicht selbst benötigte Arbeitskräfte zu nehmen.

Die deutsche Außenministerin wies in Berlin darauf hin, Lateinamerika und Europa seien natürliche Partner. “Wir leben in Demokratien, sind uns kulturell nah und treten für ein internationales System ein, das auf Regeln und Menschenrechten fußt.”

Außenministerin Annalena Baerbock und Arbeitsminister Hubertus Heil auf dem Rollfeld am Berliner Flughafen

Außenministerin Baerbock und Arbeitsminister Heil am Flughafen Berlin auf dem Weg zu ihrer Maschine

Brasilien ist das einzige Land in Lateinamerika, mit dem Deutschland seit 2008 durch eine strategische Partnerschaft verbunden ist. Das Land mit mehr als 200 Millionen Einwohnern ist zudem der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Südamerika. In diesem Jahr waren bereits Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck, Agrarminister Cem Özdemir und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Brasilien zu Besuch.

Russischer Angriffskrieg, Klima und Umwelt

Für Baerbock dürften bei ihren Gesprächen in der Hauptstadt Brasilia auch das Verhältnis der Gastgeber zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine sowie die Klima- und Umweltpolitik wichtige Themen sein. Kritiker werfen dem seit Januar amtierenden Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva eine zu große Nähe zu Russland vor. Baerbock spricht in der Frage des Umgangs mit dem Kreml von “unterschiedlichen Blickwinkeln” zwischen Deutschland und Brasilien. Lula setzt sich für Friedensgespräche zwischen Moskau und Kiew ein. Der Westen allerdings sieht die Bedingungen hierfür noch nicht als erfüllt an.

Nach dem gemeinsamen Besuch in Brasilien wollte Baerbock am Mittwochabend weiter nach Kolumbien und Panama fliegen. Heil kehrt dann nach Deutschland zurück.

se/wa (dpa, afp, rtr)