Energiekrise: Südafrika ruft den Katastrophenfall aus

“Wir befinden uns in einer tiefgreifenden Energiekrise. Und sie betrifft jeden Teil der Gesellschaft”, sagte südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa über die lähmende Stromknappheit in seinem Land. “Wir müssen handeln, um die Auswirkungen der Krise auf die Landwirte, auf kleine Unternehmen, auf unsere Wasserinfrastruktur und unser Verkehrsnetz zu verringern.”

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa spricht in ein Mikrofon

“Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen”, sagte Ramaphosa vor dem Parlament (Archivbild)

In seiner Rede zur Lage der Nation rief Ramaphosa den nationalen Katastrophenfall aus. Ähnlich war die Regierung bereits bei der Bekämpfung des Coronavirus vorgegangen, denn damit kann sie zusätzliche finanzielle Mittel aus ihrem Haushalt freisetzen. Der Präsident kündigte zudem an, einen Energieminister zu ernennen, der die dramatische Stromkrise so schnell wie möglich beenden soll.

Halbe Tage ohne Strom

In Südafrika fällt der Strom schon seit etlichen Jahren großflächig aus. In den vergangenen Monaten spitzte sich die Energiekrise allerdings zu. Die 60 Millionen Südafrikaner müssen teilweise bis zu zehn Stunden täglich ohne Elektrizität auskommen. Somit können sie nur zu bestimmten Tageszeiten kochen, ihre Wäsche waschen und ihre Telefone aufladen.

Eine Ampel vor dem Hauptsitz des staatlichen Energiekonzerns Eskom bleibt wegen Strommangels dunkel

Auch die Ampeln vor dem Hauptsitz des staatlichen Energiekonzerns Eskom haben keinen Strom

Der staatliche Energieversorger Eskom, der weit mehr als 90 Prozent des im Land verbrauchten Stroms produziert, ist mit gut 21 Milliarden Euro verschuldet. Wegen Korruption und Misswirtschaft kämpft das Unternehmen mit völlig veralteten und schlecht gewarteten Kohlekraftwerken, die regelmäßig ausfallen. Ramaphosa kündigte an, dass eine unabhängige Stelle die Vergabe der neuen Finanzmittel überprüfen werde, um eine Veruntreuung zu verhindern.

rb/bru (AP, AFP, dpa, Reuters)