Bayern-Niederlage in Gladbach: warmer Empfang für Sommer, aber keine Punkte

Im achten Pflichtspiel als Torhüter von Bayern München muss Yann Sommer die erste Niederlage hinnehmen. Ob das für ihn an alter Wirkungsstätte in Mönchengladbach eher verkraftbar oder gerade deswegen besonders bitter ist, beantwortete der 34-Jährige nach dem Spiel nicht – er wurde es auch nicht explizit gefragt. Doch Sommer zeigte sich trotz 1:3-Niederlage nicht bitter gestimmt. Er habe sich über die Rückkehr wahnsinnig gefreut, sagte Sommer nach dem Spiel. “Es ist nicht selbstverständlich. Ich bin sehr dankbar, wie die Fans mich hier empfangen haben. Ich hätte trotzdem gerne gewonnen”, so der 34-Jährige weiter.

Für den Schweizer war es bei seiner Rückkehr in den Borussia-Park nach achteinhalb Jahren als Gladbach-Spieler trotz des fehlenden sportlichen Erfolgs ein Nachmittag der positiven Gefühle. “Ich möchte mich bei Borussia Mönchengladbach für achteinhalb großartige Jahre bedanken”, hatte Sommer nach seinem Wechsel nach München gesagt. Vor dem Spiel im Borussia-Park wurde der Torwart, der mit 335 Pflichtspiel-Einsätzen die meisten Spiele aller nicht-deutschen Profis im Trikot der Gladbacher vorzuweisen hat, durch Borussia-Vizepräsident Rainer Bonhof geehrt und offiziell verabschiedet. “Er ist freundlich empfangen worden. Das ist auch absolut verdient und gerechtfertigt”, sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann vor der Partie. “Er wird sicher ein gutes Spiel machen.”

Borussia Mönchengladbach - Bayern München

Warmer Empfang vor der Partie: Yann Sommer wird durch Gladbach-Vizepräsident Rainer Bonhof (r.) und Sportdirektor Roland Virkus (l.) geehrt

Gladbachs Stärke gegen Bayern 

Sommer machte kein schlechtes Spiel, konnte die erneute Münchener Niederlage gegen den fünffachen Meister allerdings auch nicht verhindern. Der 34.Jährige kennt das Gefühl, mit Gladbach gegen Bayern zu gewinnen bestens. Mit dem Schweizer im Tor waren der Borussia bis zu seinem Wechsel nach München sieben Siege in Bundesliga und DFB-Pokal gelungen. Dagegen stehen für Gladbach vier Remis und sechs Niederlagen aus den “Sommer-Jahren”.

Eine positive Bilanz hat in diesem Zeitraum kein anderes Team gegen den Rekordmeister vorzuweisen. In den vergangenen elfeinhalb Jahren haben die Gladbacher nun fantastische 35 Punkte in der Bundesliga gegen den FC Bayern gesammelt. Neun Gladbacher Siege hatte es vor der Partie seit 2011/12 gegeben, vier Pflichtspiele zuletzt in Folge ohne Niederlage. Nun sind es sogar fünf, das schaffte noch kein Team zuvor. Bayern bleibt bei der mageren Bilanz von nur zwei Siegen in den letzten acht Jahren im Borussia-Park.  

Auch ohne den langjährigen Keeper ging es für die Borussia gegen den Rekordmeister direkt gut los. Zwar konnte Sommer sich bei einem Freistoß von Stindl nach einer Notbremse von Bayerns Dayot Upamecano und dem folgerichtigen Platzverweis gegen den Franzosen (8. Minute) noch mit einer Faustabwehr auszeichnen. Doch nur wenige Augenblicke später konnte Stindl seinen ehemaligen Teamkollegen dann überwinden. Nach einer klugen Eckenvariante in den Rücken der Bayern-Abwehr durch Hofmann zog er trocken aus rund 16 Metern ab, Sommer war trotz schlechter Sicht beim Schuss aufs kurze Eck wohl nicht ganz chancenlos. 

Machtlos gegen Hofmann und Thuram

Platzverweis und Rückstand zwangen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann früh zum Reagieren. Thomas Müller musste nach weniger als einer Viertelstunde taktisch bedingt seine 429. Bundesliga-Partie für die Bayern, durch die er mit Oliver Kahn auf Rang 2 gleichziehen konnte, beenden. Vorstandschef Oliver Kahn, ebenfalls 429 Mal im Trikot des FC Bayern in der Bundesliga im Einsatz, schaute dem Geschehen auf dem Rasen derweil grimmig auf der Tribüne zu. Doch zur Freude von Kahn und den Bayern-Fans kam das Team durch Eric Maxim Choupo-Moting zum Ausgleich (35.). 

Bayern-Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting jubelt über seinen Treffer zum Ausgleich in Mönchengladbach

Eric Maxim Choupo-Moting jubelt über seinen Treffer zum Ausgleich in Mönchengladbach

Kurz darauf hatten die Gastgeber die erneute Führung auf dem Fuß, doch Sommer parierte kurz vor dem Pausenpfiff gegen Manu Koné. Bei Bensebainis Gewaltschuss wenige Minuten nach Wiederanpfiff war Sommer dann machtlos, doch der Ball knallte gegen die Querlatte und flog von dort aus auf die Ränge der Gladbacher Nordkurve. Vor dieser war Sommer zu Beginn der 2. Halbzeit mit Applaus empfangen worden und klatschte in Richtung der Ränge zurück. 

Doch dann machte es Gladbach besser und Sommer war bei den Gegentreffern durch die Ex-Kollegen Jonas Hofmann (55.) und Marcus Thuram (84.) machtlos. Gelegenheiten sich auszuzeichnen gab es für Sommer kaum, Gladbach kam nicht zu vielen Chancen, nutzte die vorhandenen aber im Stile einer Spitzenmannschaft eiskalt aus. Für Jonas Hofmann war es die zehnte Torbeteiligungen gegen die Bayern. Nur Dortmunds Marco Reus, der einst selber das Trikot der Gladbacher trug, hat von allen aktiven Bundesliga-Spielern mehr. 

Nagelsmann keilt gegen den Schiedsrichter

Auf Münchener Seite sorgte vor allem der Platzverweis für Upamecano für Unmut. “Will der mich verarschen?”, rief Trainer Nagelsmann nach der Partie in Richtung Schiedsrichter Tobias Welz. “Das kann mir keiner erzählen, dass das eine Rote Karte ist. Auch Schiedsrichter machen Fehler, aber dann muss man dazu stehen”, sagte Nagelsmann anschließend bei “Sky”. “Natürlich ist das eine entscheidende Situation im Spiel”, sagte Yann Sommer über den Platzverweis für Upamecano. “Ich finde es sehr hart, aber es bringt jetzt nichts darüber zu diskutieren.”

Für seine Wortwahl in Richtung des Schiedsrichters entschuldigte sich Julian Nagelsmann am späten Abend. “Emotionen gehören zum Sport dazu. Und angesichts der Roten Karte musste ich mir nach dem Spiel Luft machen”, schrieb der 35-Jährige, der auch bei seinem vierten Versuch als Trainer von Bayern München gegen Gladbach zu gewinnen erfolglos blieb, bei Twitter. “Allerdings muss ich mich für die Wortwahl gegenüber dem Team rund um Tobias Welz entschuldigen. Da bin ich leider eindeutig zu weit gegangen.” 

Gladbach sorgt für Spannung im Meisterkampf

Fünf Spiele in Folge ohne Niederlage gegen die Bayern: Borussia Mönchengladbach arbeitet weiter an seinem Ruf als Bayern-Angstgegner Nr. 1. In den Meisterkampf wird man trotz des erneuten Erfolgs gegen den Rekordmeister selbst nicht mehr eingreifen können, doch das Team von Daniel Farke, das laut Zielvorgabe der eigenen sportlichen Führung “maximal um Platz 6 mitspielen” wird, macht den Kampf um den Titel dadurch spannend.

Jubel über einen weiteren Sieg gegen den FC Bayern: Gladbachs Spieler feiern nach dem Abpfiff mit den Fans

Jubel über einen weiteren Sieg gegen den FC Bayern: Gladbachs Spieler feiern nach dem Abpfiff mit den Fans

Die Münchener liegen zwar trotz der Pleite weiter auf dem ersten Tabellenplatz,  doch Überraschungsteam Union Berlin könnte am Sonntag (15:30 Uhr) im Heimspiel gegen den Tabellenletzten Schalke vorbeiziehen. Genauso wie der Bayern-Hauptkonkurrent und “ewige Zweite” der letzten Jahre, Borussia Dortmund. Das aktuell glänzend aufgelegte Team von BVB-Trainer Edin Terzic empfängt am Sonntag Hertha BSC (17:30 Uhr) und peilt gegen den Abstiegskandidaten aus der Hauptstadt den achten Pflichtspielsieg in Serie an, mit dem man nach Punkten mit den Bayern gleichziehen würde.

Zumindest bietet sich für die Münchener aber am kommenden Spieltag unabhängig von den Resultaten am Sonntag die Möglichkeit, Punkte gegen die direkte Konkurrenz zu holen und mit einem Sieg die möglicherweise verlorene Tabellenführung zurückzuerobern. Denn am 26. Spieltag gastiert Union Berlin in München (Sonntag 17:30 Uhr). “Wir haben nächste Woche einen Spitzenkampf in der Allianz Arena”, sagte Yann Sommer mit Blick auf das nächste brisante Duell. Sollte er da mit dem FC Bayern erneut verlieren, gäbe es sicher keine positiven Aspekte abseits des Platzes mehr.